Brexit-Regeländerung trifft kleine Unternehmen, die in die EU und nach Nordirland verkaufen
Paul Grieselhuber
Eine jüngste Regeländerung im Zusammenhang mit dem Brexit hat viele kleine Unternehmen im Vereinigten Königreich veranlasst, den Handel mit der EU und Nordirland einzustellen. Die neuen Anforderungen, die die Mehrwertsteuervorschriften verschärfen und die Komplexität des Zollwesens erhöhen, haben für kleine Unternehmen einen erheblichen finanziellen und administrativen Aufwand mit sich gebracht, der einige dazu veranlasst hat, den internationalen Handel ganz aufzugeben.
Die Regeländerung: Was ist neu?
Ab 2024 verlangen die neuen MwSt-Vorschriften, dass sich britische Unternehmen in jedem EU-Land, in dem sie Handel treiben, gesondert registrieren lassen müssen - eine deutliche Abkehr von dem zuvor geltenden vereinfachten System. Diese Änderung wirkt sich unverhältnismäßig stark auf kleine Unternehmen aus, denen oft die Ressourcen fehlen, um die Komplexität der einzelnen Mehrwertsteuerregistrierungen und Zollerklärungen zu bewältigen.
Noch komplizierter ist die Situation für Unternehmen in Nordirland, für das besondere Handelsvereinbarungen gelten, um eine offene Grenze zur Republik Irland zu erhalten. Für viele kleine Unternehmen übersteigen die Verwaltungskosten für die Einhaltung der Vorschriften die potenziellen Einnahmen, so dass sie gezwungen sind, sich aus diesen Märkten zurückzuziehen.
Der elektronische Handel leidet darunter
Die Auswirkungen auf e-commerce Unternehmen sind besonders ausgeprägt. Viele kleine Unternehmen, die Waren online an EU-Kunden verkaufen, sehen sich mit logistischen Hürden konfrontiert, darunter höhere Versandkosten und Verzögerungen durch Zollkontrollen. Dadurch wird es für kleine Online-Händler immer schwieriger, auf einem Markt wettbewerbsfähig zu bleiben, der von größeren Unternehmen mit etablierten internationalen Aktivitäten beherrscht wird.
Kleine Unternehmen in der Schwebe
Für kleine Unternehmen sind die Kosten nicht nur finanzieller Art, sondern auch für ihren Ruf. Lieferverzögerungen, Verwirrung über Zollgebühren und zunehmende Beschwerden frustrierter Kunden haben zu einem sinkenden Vertrauen in grenzüberschreitende Transaktionen geführt. Während größere Unternehmen diese Herausforderungen bewältigen können, bleiben kleineren Firmen nur wenige praktikable Optionen, wodurch sie von wertvollen internationalen Märkten abgeschnitten sind.
Blick in die Zukunft
Die britische Regierung hat die mit den neuen Vorschriften verbundenen Herausforderungen anerkannt, aber noch keine umfassenden Unterstützungsmaßnahmen für die von den Änderungen betroffenen Kleinunternehmen angekündigt. Branchenverbände haben die Wiedereinführung vereinfachter Mehrwertsteuerverfahren oder staatliche Unterstützung gefordert, um den Unternehmen bei der Bewältigung dieser Hürden zu helfen.
Bis auf Weiteres müssen sich kleine Unternehmen mit einem Handelsumfeld auseinandersetzen, das zunehmend größere, einfallsreichere Konkurrenten begünstigt und die Zukunft des Handels zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU in einer prekären Lage belässt.
Referenzen
- Grace Gaudsen (2024). Kleine Unternehmen stoppen Verkäufe in die EU und nach Nordirland wegen "verrückter" Brexit-Regeländerungen. iNews. Available online. Accessed: 8. Dezember 2024.